Lange galt die Wärmepumpe als ungeeignet für Altbauten. Diese Annahme ist überholt. Moderne Wärmepumpen können auch in Bestandsgebäuden effizient arbeiten. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, worauf es ankommt und wie Sie die Wärmepumpe im Altbau 2026 erfolgreich realisieren.
Mythos widerlegt: Wärmepumpe funktioniert im Altbau
Der häufigste Irrglaube: Wärmepumpen funktionieren nur in perfekt gedämmten Neubauten mit Fußbodenheizung. Das stimmt so nicht mehr. Technische Fortschritte der letzten Jahre haben Wärmepumpen deutlich leistungsfähiger und flexibler gemacht.
Moderne Hochtemperatur-Wärmepumpen erreichen Vorlauftemperaturen von bis zu 65°C und können damit auch ältere Heizkörper versorgen. Inverter-Technologie sorgt für variable Leistungsanpassung. Das Ergebnis: Auch im unsanierten Altbau sind Jahresarbeitszahlen von 3,0-3,5 realistisch – wirtschaftlich und klimafreundlich.
Technische Voraussetzungen im Altbau
Dämmstandard: Wie gut muss er sein?
Eine Wärmepumpe arbeitet umso effizienter, je niedriger die benötigte Vorlauftemperatur ist. Die Vorlauftemperatur hängt direkt vom Wärmebedarf des Gebäudes ab. Ein gut gedämmtes Haus benötigt weniger Wärme und kommt mit niedrigeren Temperaturen aus.
Mindeststandards gibt es nicht mehr. Die Frage ist vielmehr: Bei welchem Dämmzustand arbeitet die Wärmepumpe noch wirtschaftlich? Als Faustregel gilt:
- Heizwärmebedarf unter 150 kWh/m²a: Wärmepumpe problemlos möglich
- Heizwärmebedarf 150-200 kWh/m²a: Wärmepumpe möglich, Optimierungen empfehlenswert
- Heizwärmebedarf über 200 kWh/m²a: Dämmmaßnahmen oder Hybridlösung erwägen
Heizkörper: Austausch oft nicht nötig
Die gute Nachricht: In vielen Fällen können vorhandene Heizkörper weiter genutzt werden. Entscheidend ist die Auslegungstemperatur. Wenn Ihre Heizkörper für 55-60°C Vorlauftemperatur ausgelegt sind, funktionieren sie meist auch mit einer Wärmepumpe.
Die Überprüfung erfolgt durch eine Heizlastberechnung und Heizkörperauslegung. Ihr Fachbetrieb ermittelt, ob die vorhandenen Heizkörper ausreichend dimensioniert sind. Falls nicht, gibt es verschiedene Lösungen:
- Austausch einzelner zu kleiner Heizkörper gegen größere Modelle
- Ergänzung durch Flächenheizungen (Wand- oder Deckenheizung) in kritischen Räumen
- Längere Heizzeiten (kontinuierlicher Betrieb statt Intervallbetrieb)
- Einsatz von Hochtemperatur-Wärmepumpen (bis 65°C Vorlauftemperatur)
Elektrischer Anschluss und Stromversorgung
Altbauten haben oft nur einen begrenzten Hausanschluss. Für eine Wärmepumpe sollten mindestens 15 kW Anschlussleistung verfügbar sein. Die Wärmepumpe selbst benötigt 3-8 kW elektrische Leistung, je nach Größe.
In den meisten Fällen reicht der vorhandene Hausanschluss aus. Falls nicht, kann Ihr Netzbetreiber den Anschluss erweitern. Die Kosten liegen bei 1.000-3.000 Euro und sind förderfähig.
Welche Wärmepumpen-Typen eignen sich für den Altbau?
Luft-Wasser-Wärmepumpe: Die flexible Lösung
Luft-Wasser-Wärmepumpen sind für Altbauten besonders geeignet. Sie benötigen keine aufwendigen Erdarbeiten und sind vergleichsweise kostengünstig. Moderne Geräte arbeiten auch bei tiefen Außentemperaturen bis -20°C zuverlässig.
Für Altbauten empfehlen sich Hochtemperatur-Modelle, die Vorlauftemperaturen von 60-65°C erreichen. So können auch ältere Heizkörper ohne Anpassung weiter genutzt werden. Die Effizienz ist bei höheren Vorlauftemperaturen etwas geringer (JAZ 2,8-3,5 statt 3,5-4,5), aber immer noch deutlich besser als bei fossilen Heizungen.
Erdwärmepumpe: Höchste Effizienz im Altbau
Wenn ausreichend Grundstücksfläche vorhanden ist, bieten Erdwärmepumpen Vorteile. Sie nutzen die konstante Erdtemperatur als Wärmequelle und arbeiten dadurch besonders effizient – auch im Altbau mit höherem Wärmebedarf.
Jahresarbeitszahlen von 3,5-4,5 sind im Altbau realistisch. Die höheren Investitionskosten amortisieren sich durch die niedrigeren Betriebskosten schneller. Besonders bei schlechterem Dämmstandard macht sich der Effizienzvorteil bemerkbar.
Hybridlösung: Die Absicherung für Extremfälle
Bei sehr schlecht gedämmten Altbauten oder denkmalgeschützten Gebäuden kann eine Hybridlösung sinnvoll sein. Die Wärmepumpe deckt den Grundbedarf (etwa 90-95% des Jahreswärmebedarfs), ein zusätzlicher Heizstab oder Gasbrennwertkessel springt nur an sehr kalten Tagen ein.
Diese Lösung bietet Sicherheit bei überschaubaren Mehrkosten. Der Hybridbetrieb ist ebenfalls förderfähig, allerdings mit reduziertem Fördersatz von 30% statt 40%.
Sinnvolle Begleitmaßnahmen im Altbau
Hydraulischer Abgleich: Pflicht und Effizienzbringer
Der hydraulische Abgleich ist für die Wärmepumpen-Förderung verpflichtend – und absolut sinnvoll. Dabei wird das Heizungssystem so eingestellt, dass jeder Heizkörper genau die benötigte Wassermenge erhält.
Ohne hydraulischen Abgleich wird das Wasser ungleichmäßig verteilt: Nahe gelegene Heizkörper werden überversorgt, entfernte unterversorgt. Die Folge: Sie müssen die Vorlauftemperatur erhöhen, um alle Räume warm zu bekommen. Das kostet Effizienz und Geld.
Ein professioneller hydraulischer Abgleich kostet 800-1.500 Euro und ist Teil der förderfähigen Kosten. Die Effizienzsteigerung liegt bei 5-15%, was sich in niedrigeren Stromkosten bemerkbar macht.
Dämmung: Was ist wirklich nötig?
Grundsätzlich gilt: Eine Wärmepumpe funktioniert auch ohne zusätzliche Dämmung. Allerdings erhöht bessere Dämmung die Effizienz und senkt die Betriebskosten. Die Frage ist: Welche Dämmmaßnahmen sind wirtschaftlich sinnvoll?
Besonders rentabel sind meist:
- Oberste Geschossdecke/Dachboden: Kosten 20-50 €/m², Einsparung 10-15% des Wärmebedarfs
- Kellerdecke: Kosten 30-60 €/m², Einsparung 5-10%
- Fensteraustausch: Bei einfachverglasten Fenstern, Einsparung 10-15%
- Fassadendämmung: Teuerste Maßnahme (100-200 €/m²), aber größte Wirkung (20-30% Einsparung)
Eine individuelle Energieberatung (förderfähig!) hilft, die für Ihr Gebäude sinnvollen Maßnahmen zu identifizieren. Oft ist eine Kombi aus günstigen Dämmmaßnahmen und einer etwas größeren Wärmepumpe wirtschaftlich optimal.
Neue Steuerung und Regelungstechnik
Moderne Wärmepumpen haben intelligente Steuerungen, die sich an Wetterprognosen und Nutzerverhalten anpassen. Diese Technik ist im Altbau besonders wertvoll:
- Vorausschauende Regelung verhindert Auskühlung bei Kälteeinbrüchen
- Absenkung der Vorlauftemperatur bei mildem Wetter
- Optimale Nutzung von günstigen Stromzeiten
- Einbindung von Smart-Home-Systemen für raumweise Steuerung
Förderung speziell für Altbau-Sanierungen
BAFA-Förderung mit Austauschbonus
Beim Austausch einer alten Öl- oder Gasheizung im Altbau profitieren Sie von besonders hoher Förderung:
- Basis-Förderung: 40%
- Heizungstausch-Bonus: +10%
- Gesamtförderung: 50% der Investitionskosten
- Maximale Fördersumme: 30.000 € pro Wohneinheit
Auch Umfeldmaßnahmen sind förderfähig: Heizkörpertausch, hydraulischer Abgleich, Dämmung der Heizungsleitungen, Speicher, elektrische Anschlussertüchtigung.
Kombinierbarkeit mit Dämmförderung
Wenn Sie ohnehin Dämmmaßnahmen planen, können Sie dafür separate BEG-Förderung beantragen. Die Dämmung und die Wärmepumpe sind separat förderfähig mit je eigenem Budgetrahmen.
Beispiel: Fassadendämmung (20% Förderung) + Wärmepumpe (50% Förderung). Beide Maßnahmen ergänzen sich: Die Dämmung senkt den Wärmebedarf, die Wärmepumpe deckt ihn effizient.
Steuerliche Förderung als Alternative
Alternativ zur BAFA-Förderung können Sie die Kosten steuerlich geltend machen (§ 35c EStG). Sie können 20% der Kosten über drei Jahre von der Steuerschuld abziehen (maximal 40.000 €).
Diese Option lohnt sich vor allem, wenn Sie hohe Steuerlast haben. Der Vorteil: Keine Antragstellung im Vorfeld nötig. Nachteil: Niedrigerer Fördersatz als beim BAFA. Eine Kombination beider Förderungen ist nicht möglich.
Praxisbeispiele: Wärmepumpe im Altbau
Fall 1: Einfamilienhaus Baujahr 1975, teilweise saniert
- Wohnfläche: 150 m²
- Dämmung: Dach gedämmt, Fenster 2-fach-verglast, keine Fassadendämmung
- Heizwärmebedarf: 160 kWh/m²a
- Vorhandene Heizkörper: Ausreichend dimensioniert
- Lösung: Luft-Wasser-Hochtemperatur-Wärmepumpe
- Investition: 35.000 € (nach Förderung: 17.500 €)
- JAZ: 3,2
- Jährliche Einsparung gegenüber Ölheizung: 1.800 €
- Amortisation: 10 Jahre
Fall 2: Reihenhaus Baujahr 1962, unsaniert
- Wohnfläche: 120 m²
- Dämmung: Keine Dämmung, alte Fenster
- Heizwärmebedarf: 220 kWh/m²a
- Maßnahmen: Dämmung oberste Geschossdecke + Kellerdecke + Wärmepumpe
- Investition gesamt: 42.000 €
- Förderung: 22.000 € (50% für WP + 20% für Dämmung)
- Eigenanteil: 20.000 €
- Heizwärmebedarf nach Dämmung: 170 kWh/m²a
- JAZ: 3,0
- Jährliche Einsparung: 2.200 €
- Amortisation: 9 Jahre
Häufige Fragen zur Wärmepumpe im Altbau
Wird mein Haus im Winter warm genug?
Ja, wenn die Wärmepumpe richtig dimensioniert ist. Die Heizlastberechnung ermittelt den Wärmebedarf an den kältesten Tagen. Die Wärmepumpe wird so ausgelegt, dass sie diesen Bedarf decken kann. Moderne Hochtemperatur-Wärmepumpen arbeiten auch bei -20°C noch mit voller Leistung.
Wie hoch sind die Stromkosten im Altbau?
Die Stromkosten hängen vom Wärmebedarf und der JAZ ab. Für ein Einfamilienhaus (150 m²) mit Heizwärmebedarf von 160 kWh/m²a und JAZ 3,0:
- Jährlicher Wärmebedarf: 24.000 kWh
- Strombedarf Wärmepumpe: 8.000 kWh
- Stromkosten (0,25 €/kWh): 2.000 €/Jahr
Zum Vergleich: Die alte Ölheizung hätte etwa 3.500-4.000 € gekostet. Trotz höherem Wärmebedarf sparen Sie also 1.500-2.000 € jährlich.
Fazit: Wärmepumpe im Altbau 2026 ist machbar und sinnvoll
Die Wärmepumpe ist keine Neubau-Technologie mehr. Moderne Systeme funktionieren auch im Altbau zuverlässig und wirtschaftlich. Mit der richtigen Planung, sinnvollen Begleitmaßnahmen und der hohen staatlichen Förderung ist die Wärmepumpe für die meisten Bestandsgebäude die beste Heizlösung.
Wichtig ist eine individuelle Analyse Ihres Gebäudes durch Fachleute. Pauschale Aussagen helfen nicht weiter – jedes Gebäude ist anders. EcoConstruct berät Sie herstellerunabhängig und findet die optimale Lösung für Ihren Altbau.