Im Neubau ist die Wärmepumpe die ideale Heizlösung. Mit der richtigen Planung erreichen Sie Jahresarbeitszahlen von 4,5 und höher, minimale Betriebskosten und maximalen Komfort. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, was bei der Planung zu beachten ist.
Warum Wärmepumpen ideal für Neubauten sind
Perfekte Rahmenbedingungen
Neubauten bieten optimale Voraussetzungen für Wärmepumpen:
- Sehr gute Dämmung nach GEG-Standard (niedriger Wärmebedarf)
- Flächenheizungen (Fußboden-, Wandheizung) können eingeplant werden
- Niedrige Vorlauftemperaturen (30-35°C) sind möglich
- Kombination mit PV-Anlage und Lüftung planbar
- Moderne Smart-Home-Integration von Anfang an
Gesetzliche Anforderungen
Seit 2023 müssen Neubauten den EH40-Standard erfüllen. Das bedeutet: Der Energiebedarf darf nur 40% eines Referenzgebäudes betragen. Wärmepumpen sind die wirtschaftlichste Lösung, um diese Anforderung zu erfüllen.
Ab 2025 wird der Standard weiter verschärft. Wärmepumpen in Kombination mit PV-Anlagen sind dann praktisch alternativlos.
Wirtschaftlichkeit
Im Neubau ist die Wärmepumpe nicht nur die umweltfreundlichste, sondern auch die günstigste Lösung:
- Keine Kosten für Gasanschluss (2.000-5.000 €)
- Kein Schornstein nötig (Einsparung: 3.000-6.000 €)
- KfW-Förderung für energieeffiziente Neubauten
- Minimale Betriebskosten durch hohe Effizienz
Wärmepumpen-Typen für Neubauten
Luft-Wasser-Wärmepumpe
Vorteile:
- Günstigste Anschaffung (15.000-25.000 €)
- Einfache Installation
- Keine Genehmigungen nötig
- Keine Erschließungskosten
JAZ im Neubau: 4,0 - 4,5 bei optimaler Auslegung
Ideal für: Die meisten Einfamilienhäuser, flexible Grundstücke
Sole-Wasser-Wärmepumpe (Erdwärme)
Vorteile:
- Höchste Effizienz (JAZ 4,5 - 5,5)
- Konstante Leistung ganzjährig
- Geräuschlos (Außengerät entfällt)
- Passive Kühlung im Sommer möglich
Nachteile: Höhere Investition (25.000-40.000 €), Genehmigung erforderlich, ausreichend Grundstücksfläche nötig
Ideal für: Langfristige Investoren, große Grundstücke, höchste Effizienz-Ansprüche
Wasser-Wasser-Wärmepumpe
Vorteile: Höchste Effizienz (JAZ bis 5,5), konstante Leistung
Nachteile: Brunnenbohrung nötig, Genehmigung, hohe Investition
Ideal für: Grundstücke mit Grundwasserzugang, maximale Effizienz gewünscht
Dimensionierung und Heizlastberechnung
Heizlast exakt berechnen
Die richtige Dimensionierung ist entscheidend für Effizienz und Komfort. Bei Neubauten nach GEG-Standard liegt die Heizlast typischerweise bei:
- 120 qm Wohnfläche: 4-6 kW Heizlast
- 150 qm Wohnfläche: 5-7,5 kW Heizlast
- 200 qm Wohnfläche: 6,5-10 kW Heizlast
Die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 muss vor der Planung durchgeführt werden. Überdimensionierte Wärmepumpen takten häufiger und arbeiten ineffizient.
Monovalente Auslegung
Im Neubau sollte die Wärmepumpe monovalent ausgelegt werden, das heißt: Sie deckt den gesamten Wärmebedarf allein, auch am kältesten Tag des Jahres (-12°C bis -16°C Auslegungstemperatur in Deutschland).
Ein elektrischer Heizstab als Backup ist sinnvoll, wird aber praktisch nie benötigt.
Flächenheizung: Die perfekte Ergänzung
Fußbodenheizung
Die Fußbodenheizung ist der Klassiker im Neubau und perfekt für Wärmepumpen:
- Vorlauftemperatur nur 30-35°C nötig
- Gleichmäßige Wärmeverteilung
- Hoher Komfort (warme Füße)
- Keine sichtbaren Heizkörper
- Passive Kühlung im Sommer möglich
Wichtig: Estrich-Aufbau und Rohrverlegung müssen fachgerecht erfolgen. Zu geringe Rohrabstände oder falsche Verlegung führen zu Problemen.
Wandheizung
Wandheizungen sind eine Alternative oder Ergänzung zur Fußbodenheizung:
- Noch niedrigere Vorlauftemperaturen (28-32°C)
- Schnellere Reaktion als Fußbodenheizung
- Ideal für Räume mit geringer Bodenfläche
- Angenehme Strahlungswärme
Deckenheizung
Seltener, aber ebenfalls möglich. Vorteil: Keine Einschränkungen bei Bodenbelägen. Nachteil: Warme Luft steigt nach oben (geringerer Komfort).
PV-Anlage und Stromspeicher
Synergieeffekte nutzen
Die Kombination von Wärmepumpe und PV-Anlage ist die Königsklasse:
- Solarstrom kostet nur 8-12 Cent/kWh (selbst erzeugt)
- 30-50% des Wärmepumpen-Stroms kann aus PV kommen
- Mit Stromspeicher: 50-70% Eigenverbrauch
- Maximale Unabhängigkeit von Energieversorgern
- Beste CO₂-Bilanz
Dimensionierung der PV-Anlage
Für ein Einfamilienhaus mit Wärmepumpe empfiehlt sich:
- PV-Anlage: 8-12 kWp
- Stromspeicher: 8-12 kWh
- Wallbox für E-Auto: 11 kW (optional)
Ein intelligentes Energiemanagement-System steuert alle Verbraucher optimal und maximiert den Eigenverbrauch.
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Pflicht im Neubau
Moderne Neubauten sind sehr luftdicht. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) mit Wärmerückgewinnung ist daher sinnvoll:
- Konstante Frischluftzufuhr ohne Lüften
- Wärmerückgewinnung: 80-95% der Wärme bleibt im Haus
- Pollenfilter für Allergiker
- Schimmelprävention
Integration mit Wärmepumpe
Manche Wärmepumpen können direkt an die Lüftungsanlage gekoppelt werden. Vorteile:
- Gemeinsame Steuerung
- Wärme aus Abluft kann genutzt werden (Abluftwärmepumpe)
- Zentrale Bedienung
Kühlungmit Wärmepumpe
Passive Kühlung (Natural Cooling)
Bei Erdwärme- und Grundwasser-Wärmepumpen möglich. Die kühle Sole wird direkt durch die Fußbodenheizung geleitet (ohne Kompressor). Kühlung um 2-3°C, sehr effizient und leise.
Aktive Kühlung (Active Cooling)
Alle Wärmepumpen-Typen können aktiv kühlen (umgekehrter Kreislauf). Kühlung um 4-6°C möglich. Stromverbrauch höher als passive Kühlung, aber immer noch effizient.
Im Neubau sollte die Kühlfunktion eingeplant werden. Die Mehrkosten liegen bei 1.000-2.000 €, aber der Komfortgewinn im Sommer ist erheblich.
Smart Home und Steuerung
Intelligente Regelung
Moderne Wärmepumpen haben intelligente Steuerungen mit:
- Wetterprognose (vorausschauendes Heizen)
- PV-Überschuss-Nutzung (Heizen wenn Sonne scheint)
- Raumweise Temperatursteuerung
- App-Steuerung von überall
- Verbrauchsanalyse und Effizienzüberwachung
Smart Grid Ready (SG Ready)
SG-Ready-Wärmepumpen können netzdienlich gesteuert werden. Bei Stromüberschuss (Wind, Sonne) heizen sie den Pufferspeicher vor. Variable Stromtarife belohnen dies mit günstigen Preisen.
Planungsfehler vermeiden
Fehler 1: Falsche Dimensionierung
Zu große Wärmepumpen takten häufig und arbeiten ineffizient. Zu kleine Wärmepumpen schaffen die Heizlast nicht. Lösung: Präzise Heizlastberechnung durch Fachplaner.
Fehler 2: Zu hohe Vorlauftemperaturen
Unnötig hohe Vorlauftemperaturen (über 35°C) reduzieren die Effizienz deutlich. Lösung: Flächenheizung mit 30-35°C Vorlauftemperatur planen.
Fehler 3: Standort des Außengeräts
Zu nah an Fenstern (Lärmbelästigung), in Ecken (schlechte Luftzirkulation) oder direkt an der Grundstücksgrenze (Nachbarn). Lösung: Mindestens 3m Abstand zu Fenstern, freie Luftzirkulation, Abstand zur Grenze beachten.
Fehler 4: Pufferspeicher vergessen
Ohne Pufferspeicher taktet die Wärmepumpe häufiger. Lösung: Pufferspeicher (100-300 Liter) einplanen für längere Laufzeiten.
Fehler 5: Hydraulischer Abgleich
Ohne hydraulischen Abgleich werden manche Räume zu warm, andere zu kalt. Die Vorlauftemperatur muss höher eingestellt werden. Lösung: Hydraulischen Abgleich bei Inbetriebnahme durchführen lassen.
Kosten und Förderung im Neubau
Gesamtkosten Wärmepumpe
- Luft-Wasser-Wärmepumpe: 20.000-30.000 €
- Erdwärme-Wärmepumpe: 30.000-45.000 €
- Inklusive Fußbodenheizung: +8.000-15.000 €
KfW-Förderung Neubau
Für energieeffiziente Neubauten (EH40) gibt es KfW-Kredite mit Tilgungszuschuss. Die Wärmepumpe ist Teil der Gesamtförderung.
Alternativ: BAFA-Förderung für die Wärmepumpe (35% der Kosten) ist im Neubau nicht verfügbar. Dafür sind die Gesamtkosten durch wegfallenden Gasanschluss und Schornstein geringer.
Fazit: Neubau und Wärmepumpe – Das perfekte Paar
Im Neubau bietet die Wärmepumpe maximale Vorteile: Durch optimale Dämmung, Flächenheizung und moderne Steuerung erreichen Sie Jahresarbeitszahlen von 4,5 und höher. Die Betriebskosten liegen bei nur 400-700 € pro Jahr.
Mit PV-Anlage und Stromspeicher werden Sie weitgehend unabhängig von Energieversorgern und heizen nahezu CO₂-frei. Die Kombination aus Wärmepumpe, PV, Lüftung und Smart Home ist der Gold-Standard im modernen Neubau.
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